Es ist jedes Jahr das Gleiche: Es wird Silvester, die Gläser klingen, und irgendwann rutscht ein Satz heraus wie: „Ab nächstem Jahr mache ich …!“ Da sind sie also wieder: unsere Neujahrsvorsätze!
Aber mal ehrlich: Wie lange halten diese guten Vorsätze bei dir? Eine Woche? Zwei? Bei mir meist nur 2 Tage. Und dann kommt das Leben dazwischen – Pizza, Couchabende und schlechtes Wetter.
Vorsätze klingen zunächst oft nach großartigen Ideen, aber sie haben einen entscheidenden Haken: Sie setzen uns unter Druck. Und sobald der erste kleine Fehltritt passiert – zack! – fühlen wir uns, als hätten wir komplett versagt.
Braucht es also glitzernde Seifenblasen, diese unlauteren Versprechen, an uns selbst überhaupt? Oder sind sie nicht eher seit Langem gehegte Vorhaben und Pläne, die wir einfach nicht angehen?
Womöglich spielst du schon länger mit dem Gedanken, pflanzlicher zu essen.
Dann ist jetzt der ideale Moment, loszulegen – ohne den Druck eines perfekten Plans und ohne das Gefühl, gleich alles umkrempeln zu müssen.
Eine pflanzliche Ernährung muss kein „Entweder-oder“, kein „Alles-oder-nichts“ sein, sondern ein Ausprobieren, ein Herantasten und vor allem ein Genuss.
Klingt spannend? Dann lass uns gemeinsam schauen, wie du deine eigene pflanzliche Reise starten kannst – mit Leichtigkeit und ganz ohne Neujahrsvorsatz-Stress.
Die Sache mit den Vorsätzen
Warum Vorsätze oft scheitern – und du nicht schuld bist
Du bist dir noch nicht sicher, ob du dich auf diese pflanzliche Reise einlassen sollst? Vielleicht, weil du befürchtest, irgendwann auf halbem Weg aufzugeben? Keine Sorge, mit dieser Angst bist du in guter Gesellschaft.
Lass uns daher klären, warum gute Vorsätze scheitern – und warum du nicht schuld daran bist. Zunächst: Du bist kein Versager, wenn deine Vorsätze regelmäßig im Sande verlaufen.
Das Problem liegt in der Natur der Vorsätze selbst. Die meisten sind unrealistisch oder schlicht zu groß. „Ich esse ab jetzt nie wieder Fleisch!“, klingt gut in deinem Kopf, aber dein Kühlschrank und dein Lieblingsitaliener spielen da möglicherweise nicht sofort mit.
Außerdem sind Vorsätze oft mit dem Gedanken verbunden, dass du dich für etwas „bestrafen“ musst: weniger dies, mehr das, und am besten alles gleichzeitig.
Das führt schnell zu Überforderung. Stell dir vor, du möchtest einen Berg besteigen, und der erste Schritt ist direkt ein Marathon. Genau so fühlen sich viele Vorsätze an.
Kein Wunder also, dass wir irgendwann einfach wieder auf der Couch landen. Es fehlt der Spaß, die Leichtigkeit – und vor allem eine realistische Herangehensweise.
Statt Vorsätzen: Warum nicht einfach eine pflanzliche Reise beginnen?
Ein starrer Vorsatz ist also nicht unbedingt der beste Weg. Was wäre, wenn Veränderung weniger wie ein strenger Plan und mehr wie ein Abenteuer aussehen könnte? Eine Reise, auf der du Neues entdeckst, Fehler machen darfst und trotzdem vorankommst?
Genau das ist der Gedanke hinter einer pflanzlichen Reise.
Jetzt fragst du dich vielleicht: Was meint sie mit „pflanzlicher Reise“? Kurz gesagt, es geht darum, deine Ernährung Schritt für Schritt pflanzlicher zu gestalten. Nicht von null auf hundert, sondern in deinem eigenen Tempo.
Eine Reise, deren Weg das Ziel ist.
Du kannst ausprobieren, scheitern, Neues entdecken und ganz nebenbei auch andere Ziele verfolgen: Gewicht verlieren, mehr für Tierwohl und Umweltschutz tun, gesünder, glücklicher werden …
Genuss im Vordergrund: Aromen entdecken und pflanzlich genießen
Einer der spannendsten Aspekte einer pflanzlichen Reise ist die Welt voller neuer Geschmacksrichtungen, die sich dir eröffnet. Oft sind es gar nicht die tierischen Produkte per se, die Gerichte so lecker machen, sondern – neben dem Geschmacksträger Fett – die Gewürze und Kräuter, die sie begleiten.
Hier liegt dann auch schon der wahre Schatz der pflanzlichen Küche – ein unendliches Spielfeld für deinen Gaumen.
Neue Zutaten und viel Geschmack
Wusstest du, dass es allein von Paprika mehr als zehn Sorten gibt? Oder dass Zutaten wie geräuchertes Paprikapulver, Tahini (Sesampaste) oder Hefeflocken einfache Gerichte in echte Geschmackshighlights verwandeln können?
Die pflanzliche Küche lädt dazu ein, neue Lebensmittel auszuprobieren, die du vielleicht noch nie in der Hand hattest. Jackfrucht für ein herzhaftes „Pulled Pork“-Erlebnis, Tempeh für eine Extraportion Umami oder Kichererbsenwasser (Aquafaba) als Ersatz für Eischnee.
Kräuter und Gewürze
Wenn es um Aromen geht, sind Kräuter und Gewürze unsere ziemlich besten Freunde.
Frische Kräuter wie Koriander, Basilikum oder Minze geben Gerichten den letzten Schliff, während Gewürze wie Kreuzkümmel, Kurkuma oder Zimt sie auf ein ganz neues Level heben.
Experimentiere mit Gewürzmischungen wie Garam Masala, Ras el Hanout oder Za’atar – und entdecke, wie unterschiedlich die pflanzliche Küche schmecken kann.
Die Magie von Umami
Viele Menschen denken, dass pflanzliche Ernährung vor allem „langweilig“ schmeckt, aber das Gegenteil ist der Fall!
Umami – der geheimnisvolle fünfte Geschmack – ist nicht nur in Fleisch oder Käse zu finden, sondern auch in pflanzlichen Zutaten wie getrockneten Pilzen, Tomaten, Sojasauce oder Miso-Paste.
Ein Löffelchen Misopaste in deine Gemüsesuppe oder ein Spritzer Sojasauce in die Bratensoße können Wunder wirken und für dieses satte, herzhafte Aroma sorgen, das man sonst mit Fleischgerichten verbindet.
Experimentieren!
Du musst kein Chefkoch sein, um kreativ zu werden. Manchmal reicht es, Altbewährtes neu zu denken.
Was passiert, wenn du geröstete Süßkartoffeln mit einem Hauch Zimt und Chili würzt? Oder wenn du deine Nudelsauce mit pürierter Avocado und frischem Basilikum aufpeppst?
Pflanzliche Küche lebt von solchen Experimenten – selbst wenn etwas mal nicht perfekt gelingt.
Süßes ohne Reue
Auch beim Thema Desserts gibt es unendlich viele Möglichkeiten, pflanzlich kreativ zu werden.
Hast du schon mal vegane Brownies aus Süßkartoffeln oder schwarzen Bohnen probiert? Oder einen Gewürzkuchen aus Kürbis? Du wirst überrascht sein, wie viele Süßspeisen sich ohne tierische Produkte und/oder Gemüse zaubern lassen – und vor allem so lecker schmecken.
Mein Favorit: Pfefferminz-Eis mit Schokostückchen auf Avocado- oder Bananenbasis.
Der sanfte Einstieg in deine pflanzliche Reise
Keine Sorge, das ist nicht schwierig: Hier kommen ein paar einfache Tipps, wie du deine pflanzliche Reise beginnen kannst – ohne Stress, aber mit Spaß:
1. Erstelle keine Verbote
Statt dir zum Beispiel vorzunehmen: „Ich darf nie wieder Käse essen“, probiere lieber pflanzliche Alternativen aus – und das muss nicht immer ein industriell hergestelltes Ersatzprodukt sein. Auch selbst gemachte „Käse“ aus Nuss- oder Samenbasis können richtig spannend sein.
Fällt dir der Abschied von Käse schwer, kann eine gekaufte pflanzliche Alternative eine gute Brücke sein, während du neue Geschmackswelten entdeckst. Wichtig ist, dass du offen bleibst und ausprobierst, was dir schmeckt.
Und wenn du am Ende doch bei einer fertigen Variante bleibst oder ab und zu „richtigen“ Käse genießen möchtest – kein Problem. Geschmäcker und Ziele sind eben verschieden – es geht darum, deinen eigenen Weg zu finden und dich dabei wohlzufühlen.
Das gilt übrigens nicht nur für Käse, sondern für viele tierische oder stark verarbeitete Produkte.
Und: Auch bei uns zu Hause werden gerade bei Käse nur ungern Kompromisse gemacht.
2. Mach kleine Schritte
Niemand sagt, dass du von heute auf morgen zum Pflanzenfresser werden musst. Wie wäre es stattdessen mit einem „Meatless Monday“ – oder einem anderen festen Termin, der für dich passt?
Plane bewusst kleine Etappen ein und überlege dir, wann du was ausprobieren möchtest. Vielleicht startest du mit einem pflanzlichen Frühstück am Wochenende oder nimmst dir vor, einmal pro Woche ein neues Rezept zu testen.
Wichtig ist, dass du dich nicht überforderst. Schritt für Schritt Veränderungen einzubauen ermöglicht dir, deine neuen Gewohnheiten in Ruhe zu festigen.
Und wenn du mal nicht genau weißt, was du als Nächstes ausprobieren sollst – kein Stress. Milch gibt es aus Hafer, Mandeln oder Soja. Joghurt auch.
Nicht vergessen: die Reise ist das Ziel. Auch wenn wir hier den Weg in die völlige Fleischlosigkeit aufzeigen, du entscheidest, wie weit du ihn mit uns gehst.
3. Be prepared – Kochen leicht gemacht
Kochst du eigentlich gerne? In der pflanzenbasierten Küche gibt es von cremigen Currys über bunte Buddha Bowls bis zu sündhaft guten Schokoladenkuchen unendlich viele Rezepte, die Lust aufs kreatives Ausprobieren machen.
Du wirst überrascht sein, wie viele leckere Gerichte du entdecken kannst.
Du kochst nicht so gerne? Kein Problem. Gerade die pflanzenbasierte Küche bietet viele einfache und schnell zubereitete Gerichte, die ohne komplizierte Zutaten auskommen.
Mit einer guten Meal-Prep-Strategie kannst du dir zudem Mahlzeiten für mehrere Tage vorbereiten. Für den nächsten Tag oder die Tiefkühltruhe.
Wichtig ist, dass du deinen eigenen Rhythmus findest. Ob du gerne frisch kochst oder lieber vorkochst – beides funktioniert. Hauptsache, es passt zu dir und deinem Alltag.
4. Entdecke Neues und Regionales
Kochen geht natürlich schon beim Einkauf los. Sieh den Gang durch die Gemüseabteilung daher doch mal als kleines Abenteuer – oder noch besser: Nutze die Gelegenheit, regionale oder alte Gemüsesorten wiederzuentdecken.
Vielleicht hast du schon mal von Schwarzwurzel, Topinambur oder Mangold gehört, aber noch nie ausprobiert? Diese oft unterschätzten Schätze bieten nicht nur Abwechslung auf dem Teller, sondern sind auch in vielen Regionen leicht erhältlich.
Auch die Klassiker wie Kürbis, Rüben oder Karotten haben je nach Saison unterschiedliche Facetten, die du vielleicht noch nicht gekannt hast. Vielleicht findest du dein nächstes Lieblingsgemüse und kannst es mit frischen Kräutern oder Gewürzen zu etwas ganz Besonderem machen.
Natürlich gibt es auch Gemüse, das nicht unbedingt regional ist: Probier doch mal Auberginen oder Süßkartoffeln, die sich wunderbar in Currys oder herzhaften Pfannengerichten machen. Oder wie wäre es mit Zucchini und Paprika, die als saisonübergreifende Allrounder immer eine gute Wahl sind?
Und während du dich durch die Gemüsetheke stöberst, vergiss nicht, dir auch eine Auswahl an Kräutern und Gewürzen zu schnappen.
Ein wenig frisches Basilikum, Schnittlauch, Petersilie oder Rosmarin kann den Unterschied machen. Schon mal an Dill zu Reis gedacht?
Gewürze wie Kreuzkümmel, Kurkuma oder geräuchertes Paprikapulver eröffnen dir eine Welt voller Aromen und vieler interessanter Kombinationen untereinander – aber vor allem zu deinem Gemüse.
Und ja, es ist vollkommen okay, wenn du zwischendurch an der Käsetheke stehen bleibst und ein bisschen nostalgisch wirst. Oder dir ein Stückchen vom Probierteller schnappst. Das gehört dazu.
Entscheidend ist, dass du offen und neugierig bleibst, auch wenn du dein Reiseziel erreicht hast.
5. Informiere dich, aber lass dich nicht verrückt machen
Wenn du dich auf eine pflanzenbasierte Ernährung einlässt, stolperst du früher oder später über Begriffe wie „Nährstoffbalance“, „Eisenaufnahme“ oder „B12-Supplementierung“. Das kann zunächst überwältigend wirken – muss es aber nicht.
Nimm dir Zeit, dich nach und nach in die Themen einzulesen. Verlass dich dabei auf seriöse Quellen und lass dich nicht von Extremen oder Ernährungstrends verrückt machen.
Ein paar Grundlagen reichen oft schon aus, um sich sicher und gut versorgt zu fühlen. Im Zweifel rede mit deinem Arzt oder deiner Ärztin.
Im Alltag hilft dir eine bunte Mischung auf dem Teller weiter – je vielfältiger, desto besser. Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Vollkornprodukte und viel frisches Gemüse liefern eine breite Palette an Nährstoffen.
Solange du nicht komplett auf tierische Produkte verzichtest, brauchst du dir über B12 erst einmal keine großen Gedanken zu machen – das wird zum Thema, wenn du vollständig auf tierische Produkte verzichtest.
Und: Notfälle gibt’s immer mal. Pommes, dunkle Schokolade und Erdnussbutter retten so manchen Tag und sind oft ganz nebenbei vegan.
Aber Achtung: Sie sind keine Gesundheitskost und auch nicht geeignet, wenn deine Umstellung auch Abnehmen bedeuten soll.
Pflanzlich bedeutet nicht automatisch kalorienarm. Was nicht heißen soll, dass solche Leckereien keinen Platz auf deinem Speiseplan haben dürfen. Aber, wie immer gilt: Die Mischung macht’s.
Also bloß keine Panik oder gar Perfektionismus, sondern lieber ein bisschen Humor und Lockerheit bewahren.
Keine Vorsätze – Möglichkeiten!
Neujahrsvorsätze – nein, danke.
Neujahrsvorsätze mögen vielleicht glamourös klingen, aber oft sind sie nicht nachhaltig. Wenn du das nächste Mal in Versuchung gerätst, dir einen bombastischen Vorsatz zu setzen, halte kurz inne.
Vielleicht brauchst du gar keine radikale Veränderung, sondern nur den Mut, etwas Neues auszuprobieren. Wie den Einstieg in eine pflanzenbasierte Ernährung.
Eine pflanzliche Lebensweise bietet viele Möglichkeiten und ist so viel mehr als nur ein Trend. Sie lässt sich Schritt für Schritt und ohne Druck erkunden. Und vor allem, du kannst sie jederzeit deinen Bedürfnissen und deinem Alltag anpassen.
Unsere eigene pflanzenbasierte Ernährung sieht auch nicht aus wie ein Bild aus einem Hochglanzmagazin – eher wie ein bunter Wochenmarkt: abwechslungsreich, alltagstauglich und immer mit Platz für kleine Ausnahmen. Manchmal auch größeren.
Wie genau das bei uns funktioniert, kannst du in unserem Beitrag „Pflanzenbasiert – Nicht vegan: Unser plant-based way of life“ nachlesen.
Für Erste: Fang klein an, hab Spaß dabei und vergiss nicht, dich selbst zu feiern – auch wenn du mal einen Umweg machst.
Also, schnapp dir ein Kochbuch oder deine Einkaufsliste und starte deine grüne Reise. Und wer weiß? Vielleicht ist das der Anfang einer ganz neuen, köstlichen Liebesgeschichte – zwischen dir und deinem Gemüsefach.
Egal, wo du anfängst:
Bleib neugierig!
PS: Weil es uns so wichtig ist:
Nochmals zur Sache mit den Ausrutschern: Perfektion ist überbewertet!
Hast du mal Lust auf ein Käsebrot? Iss es. Willst du bei der Familienfeier die traditionelle Lasagne deiner Oma probieren? Go for it. Eine pflanzliche Reise bedeutet nicht, dass du dich kasteien musst. Sie bedeutet, dass du bewusster wirst und einfach versuchst, öfter pflanzliche Entscheidungen zu treffen.
Also, worauf wartest du?
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