Argentinische Empanadas gehören zu einer großen weltweiten Familie: den Teigtaschen. Gefüllte Leckerbissen, die so bunt und unterschiedlich sind wie die Länder, aus denen sie stammen. Ob kunstvoll gefaltet oder einfach zusammengeklappt, ob süß oder herzhaft, klein oder groß wie eben die Empanada.
Seit ihren ersten Aufenthalten in Argentinien und Kolumbien ist Paula ein riesiger Fan von Empanadas.
Mittlerweile hat sich dies zu einer leichten Teigtaschen-Besessenheit ausgewachsen – sie kennt da keine Grenzen: ob polnische Piroggen, schwäbische Maultaschen, italienische Tortellini, japanische Gyōza oder koreanische Mandu. Immer her damit.
Empanada meets Paula
Aber argentinische Empanadas sind und bleiben ihre Favourits. Ob Buenos Aires, Salta oder Tucuman, ob frittiert oder gebacken, ob mit Mais, Huhn oder Spinat … Empanadas sind eine Leidenschaft für sich.
Auch, wann man sie isst. Paula hat dazu dies erlebt:
Text: Paula van Belkom
Zu Gast in Argentinien: „Empanadas sind kein Frühstück!“
„Alejo, ich bin kurz Frühstück holen. Möchtest du auch etwas vom Bäcker haben?“, frage ich meinen Mitbewohner, bevor ich aufbreche. Er möchte nichts und so verabschiede ich mich, um mich auf den Weg zur Bäckerei zwei Blocks weiter zu begeben.
Es ist Anfang September in Buenos Aires. Mir weht eine leichte Brise entgegen, als ich auf die Straße trete. Die beste Reisezeit habe ich nicht erwischt, denn der Winter ist gerade erst vorbei und der Frühling lässt sich anfangs nur zwischendurch blicken.
So kommt es, dass ich mich die ersten Tage fast wie zu Hause in Norddeutschland fühle: Es ist nass und der Wind pfeift mir um die Ohren. Aber heute ist es schön! Die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich freue mich auf mein Frühstück.
Ich betrete daher entspannt die Bäckerei. Entlang der hinteren Seitenwand ist das Regal voller Süßgebäck, das man hier meist im Dutzend kauft. Da Süßes schon lange nicht mehr meine Abteilung ist, schaue ich, was es heute an herzhaften Backwaren gibt.
Das Brot hier schmeckt ganz anders als das in Deutschland – knusprige Kruste und weiches Inneres sind nicht allzu leicht zu finden. Aber was soll’s?! Es gibt hier andere leckere Sachen, die es in unseren Bäckereien nicht gibt. Empanadas zum Beispiel, mein Lieblingsfrühstück bis zu meiner Rückreise.
Heute gibt es die Teigtaschen mit Spinat und Zwiebeln gefüllt. Ich nehme mir zwei mit. Hier in Buenos Aires ist die gebackene Variante weiter verbreitet als die frittierte. Dementsprechend kann ich mein Frühstück entspannt im Backofen aufwärmen.
„Was isst du da?“, ein neugieriger Alejo guckt um die Ecke aus seinem Zimmer in die Küche. „Empanadas“, antworte ich mit einem Lächeln. „Empanadas sind doch kein Frühstück!“, erwidert er entrüstet.
Ich schaue ihn verwirrt an und frage, ab wann man sie seiner Meinung nach essen dürfte. Die Antwort lautet nachmittags. Na gut, denke ich mir, nachdem Alejo kopfschüttelnd verschwunden ist. Dann mache ich es halt nicht ganz argentinisch.
Etwa zwei Wochen später kommt mein Mitbewohner nachmittags von der Uni wieder. Wir treffen in der Küche aufeinander: „Paula! Ich habe heute einen Freund getroffen, der momentan auch einen Deutschen bei sich zu Hause hat.“
„Weißt du was?“, fragt er mit großen Augen und einem breiten Grinsen. „Mein Freund hat mir ganz schockiert erzählt, dass sein deutscher Besuch Empanadas zum Frühstück isst! Ich meinte zu ihm, dass ich auch so jemanden zu Hause habe. Ihr seid verrückt!“
Es stellt sich also heraus, dass ich nicht die einzige Merkwürdige bin. Bis zu meiner Abreise wurden wir uns aber nicht einig, ab wann man die Teigtaschen tagsüber essen „darf“.
Fest steht für mich: Bei der nächsten Reise nach Argentinien werde ich wieder Empanadas essen. Auch zum Frühstück!
Aber egal, zu welcher Tages- oder auch Nachtzeit am Ende sind und bleiben Empanadas hauptsächlich eins: leckere Teigtaschen, die in Argentinien bei keiner geselligen Runde fehlen dürfen.
Wir freuen uns aufs nächste Familienessen! Das Original-Rezept dafür kommt aus der tucumanischen Küche – der Heimat von Paulas Mann, und ist das Rezept seiner Mutter:
Hier wird aus Mehl, Salz und Butter ein Teig hergestellt, auf den eine Füllung aus Fleisch, Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Paprika und Eiern gegeben wird. Das Ganze wird dann kunstvoll verschlossen und im Backofen (am besten im Holzbackofen) goldbraun gebacken.
Argentinische Fusionsküche
Empanadas sind spanischer Herkunft. So wird es gerne erzählt.
Fällt aber ebenso unter die Argentinisierung wie der Mythos der Einwanderung: „Die Mexikaner stammen von den Indios ab, die Brasilianer kommen aus dem Dschungel, aber wir Argentinier sind mit Schiffen aus Europa gekommen“ den auch der damalige argentinische Präsident Alberto Fernández vor einigen Jahren kundtat und dafür noch lange nicht genug kritisiert wurde. Aber jemanden, der ohnehin ein merkwürdig verzerrtes Weltbild pflegt, kratzt das wohl eher wenig. Er ist in bester schlechter Gesellschaft.
Man geht jedenfalls davon aus, dass Empanadas eher hebräischen oder arabischen Ursprungs gewesen sind, durch die Mauren und Araber ab 711 n. Chr. in die spanische Küche integriert und mit den Konquistadoren ihren Weg in den Süden Amerikas gefunden haben.
Dort auf der präkolumbianischen Küche entstand die argentinische Küche als eine Vermischung verschiedenster Kolonialisierungs- und Einwanderungswellen, v.a. spanischer und italienischer Einflüsse. Pizza und Pasta stehen daher genauso hoch in der Gunst wie die Empanadas.
Und die kannst du ganz einfach selbst machen. Am meisten Spaß macht es, Empanadas nicht nur in geselliger Runde zu genießen, sondern wie in Argentinien vorher zusammen mit Freunden oder Familie gemeinsam zuzubereiten.
Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Inspiration aus der argentinischen Küche? Gemüse wie Spinat, Mangold, Mais und Paprika sowie Zwiebeln funktionieren immer. Ebenso Gemüsereste vom Vortag, aufgepeppt mit Kräutern. Aber auch Käse und natürlich Fleisch.
Unser Rezept für eine pflanzenbasierte Empanada
Argentinische Empanadas ohne Fleisch, schnell und einfach im Backofen gemacht, schmecken zu jeder Tageszeit.
Zutaten
Teig
- 500 g Weizenmehl (und etwas Mehl zum Bestäuben der Arbeitsplatte)
- 50 g Rapsöl, hocherhitzbar (oder anderer Ersatz für 75 g Butter)
- 1 Prise Salz
- ca. 200 ml Brühe
Füllung
- 250 g Sojaschnetzel fein oder anderes Veggie-Hack
- 1 EL Worcestershiresauce
- 1/2 TL Knoblauch (gemahlen)
- 1/2 TL Ingwer (gemahlen)
- 1 Prise Paprika edelsüß
- 1 Zwiebel (fein gehackt)
- 2 Knoblauchzehen (fein gehackt)
- 1/2 oder 1 Paprika (in kleinen Würfeln)
- 2 Lauchzwiebeln (gehackt)
- Salz, Pfeffer, Paprika edelsüß, Thymian und Oregano, optional Kräuter-Mix
Zubereitung
Teig
- Mehl mit Öl und Salz bei Raumtemperatur mischen. Kneten bis eine sandartig-krümmelige Masse entsteht.
- Brühe hinzugeben und alles zu einem glatten Teig verkneten. 30 Minuten zugedeckt ruhen lassen.
Füllung
- In der Zwischenzeit „Fleisch“ mit Brühe, etwas Worcestershiresauce, Knoblauch, Ingwer und Paprika edelsüß nach Anleitung aufquellen.
- Zwiebel, Knoblauch und Paprika anbraten. Das „Fleisch“ und die Lauchzwiebeln hinzugeben und alles mit Pfeffer, Salz, Paprika, Thymian und Oregano u/o anderen Gewürzen deiner Wahl abschmecken und erkalten lassen.
Beachte: Die Füllung darf nicht zu flüssig sein.
Teig + Füllung
- Den Teig auf einer mit Mehl bestäubten Arbeitsfläche dünn ausrollen.
- Kreise von mindestens 15 cm Durchmesser ausstechen. (Wer keine Ausstecher zur Hand hat, ich steche z. B. Ravioli immer mit einem Glas aus).
- Jeweils 1 EL Füllung auf den Teigteller geben, Rand befeuchten, zusammenklappen und mit einer Gabel eindrücken.
- Für Paulas Schwiegermama kommt das natürlich nicht infrage: Aber das „Flechten“ oder „Kordeln“ des Randes ist eine Kunst für sich.
- Ich empfehle an dieser Stelle unbedingt einen Ravioli- oder Maultaschenformer:
- Erledigt das schwierige Zusammenklappen
- Verschließt ordentlich und ansehnlich – spätestens beim „Kordeln“ der Naht sind Ungeübte wie ich raus
- Zu guter Letzt wandern die Empanadas bei ca. 200°C in den Ofen.
Wie lange? Mein Schwiegersohn antwortete darauf mit breitem Grinsen und Schulterzucken: „Bis sie braun sind.“
Bei uns dauert es – mit Backstahl – ca. 5 Minuten.
Argentinische Empanada mit italienischer Füllung
Paula hat neulich ihren Experimentiermodus angeschaltet und so entstand eine „Empanada caprese“ – Teigtasche mit Tomatensauce, Basilikum, Knoblauch, Zwiebel und – Emmentaler.
Letzter nicht, weil es noch nicht genug Fusion war, sondern einfach nur, weil er geschmacklich stärker ist als Mozzarella und sich besser zieht als Parmesan. Paulas Mann sinniert bereits über eine Füllung mit seinem heiß geliebten Gorgonzola beim nächsten Empanada-Event.
Und die Reste, die gibt es dann natürlich zum Frühstück.
Guten Appetit – Buen provecho
PS:
Und sind dann tatsächlich immer noch welche übrig – Empanadas punkten auch hier: Sie lassen sich hervorragend einfrieren.
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